Frühjahresmörder

 

 

 

Tamara schloss die Augen und streckte ihre Nase in den leichten Wind. Hörte einfach nur zu wie die Vögel sangen und Genoss den Augenblick. Den Geruch der Blumen auf den Weiden und Blüten an den Bäumen. Spürte wie die Sonne ihr Gesicht leicht wärmte. Sie wollte diesen einen kostbaren Moment auf ewig anhalten. Ihn nie mehr gehen lassen. Wie gut das tat nach dem langen harten Winter. Und die Winter in der Rhön können echt lange sein. Kaum dass der letzte Schnee geschmolzen war und die Welt förmlich wieder zum Leben erwachte, hatte sich Tamara in ihre Wanderschuhe geschält, den Rucksack übergeworfen und ist losgezogen Richtung Schwarzes Moor. Sind ja nur einfach 15 Kilometer dachte sie so ganz nebenbei und mit viel Elan und neu gewonnener Energie lief sie entlang des völlig verlassenen Pfades. Zumindest ist ihr bisher nur ein Radfahrer begegnet und sonst niemand. Aber genau das liebte sie. Die Stille. Die Ruhe. Das allein mit sich sein. Die Gedanken schweifen lassen und den Alltag vergessen. Nach rund zwei Kilometer kamen die ersten Häuser in Sicht. Auf der Route lag ein kleiner Ort den sie Passieren musste. Dieser bildete allerdings die Ausnahme. Der Ort lag scheinbar verlassen da. Auch hier sah oder hörte sie niemanden und das bei diesem herrlichen Wetter. An einem Brunnen erfrischte sich Tamara etwas und machte kurz Pause um ein paar Zeilen in ihr Wandertagebuch zu schreiben.

 

Sonntag 27 März,

 

Wanderung zum Schwarzen Moor

 

Ca. 30 Kilometer

 

Dauer:

 

 

 

Endlich Frühlingswetter. Endlich wieder Wandern. Es ist ein herrliches Gefühl wieder raus zu kommen und die Natur genießen zu können. Ich hasse den Winter und vor allem den Schnee. Sitze gerade an einem kleinen Brunnen und lasse mir die Warme Sonne auf den Pelz scheinen. Keine Ahnung ob ich mein Vorhaben heute in die Tat umsetze.

 

Sie trank noch etwas holte sich einen Fruchtriegel aus dem Rucksack und zog weiter. Nach der Kirche bog sie einen Weg ein. Dort konnte sie ein kleines, etwas zerbeultes Auto beobachten. Der Fahrer wirkte zwar etwas seltsam auf sie, aber sie schenkte ihm nicht weiter Beachtung. Eher galt ihr Interesse einem verlassenem Haus an die sie auch kurz Halt machte. Irgendwie beschlich sie das Gefühl dass darin noch jemand wohnte, aber so wie es von außen wirkte wohl eher nicht. Schulterzuckend lief sie weiter. Hinter einem letzten Bauernhof ging es zunächst ein Stück Bergaufwärts und einen, durch Bäumen, eher Schattigen Weg. Ihre Gedanken drifteten erneut ab und mit einem Mal überkam sie ein Schauer. Ein Zeitungsartikel von letzter Woche Spukte durch ihren Kopf und machte sie auf einmal wirr und ängstlich. Ein weiteres Opfer des Frühjahresmörders hatte es gegeben und dieses Mal hatte er in der Rhön zugeschlagen. Tamara schüttelte den Kopf um die unangenehmen Gedanken zu verscheuchen. Warum sollte ausgerechnet sie auf ihn treffen?

 

Da müsste sie ja eher in der Stadt Angst haben mit ihren zwielichtigen Gestalten. Außerdem hatte der Mörder erst zugeschlagen. In zu kurzen Abständen hatte er noch nie gemordet. Raus aus dem Schatten schlängelte sich der Weg zwischen Feldern hindurch. Welche sich hin und wieder mit Futterwiesen abwechselten. Auf einmal hörte Tamara das Geräusch eines Motors und beim umdrehen sah sie hinter sich einen blauen Kleinwagen. Besser gesagt den kleinen Wagen.  Musste ein älteres Modell sein, außen auch schon etwas Demoliert. Ein Kotflügel war ganz schön eingedellt. Sie trat auf die Seite um es vorbei zu lassen. Langsam fuhr es weiter nur um kurz danach stehen zu bleiben. Nun schenkte sie Wagen und fahrer etwas mehr Beachtung. Das Fahrzeug wirkte nicht besonders einladend weder von außen noch von ihnen. Ein Duftbäumchen schaukelte noch leicht am Rückspiegel. Die sitze sahen aus als hätte man sie noch nie gereinigt und auf den sitzen lag lauter Krimskrams.

 

Der Fahrer, ein etwas verschroben aussehender Mann um die sechzig fuhr die Scheibe runter. >>Soll ich dich vielleicht mitnehmen? << Erst sah Tamara Irritiert auf ihre Wanderkleidung und dann zum Fahrer. >>Danke. Aber nein danke. << Sie strich mit einer Geste über ihr Wanderoutfit nur um ihn deutlich zu machen dass sie wandern ging. Sonst hätte sie gut und gerne selbst mit dem Auto fahren können. Der Weg ist das Ziel. Der Mann zuckte nur die Schultern und fuhr weiter. Als er außer Sicht war schüttelte Tamara den Kopf und fing an zu lachen. Es ist noch  nicht so weit. Dachte sie nur. Es dauerte nicht sehr lange und sie entdeckte das Auto erneut. Innerlich stöhnte sie auf. Nur schnell weiter gehen. Nicht hinsehen. Sonst kommt der vermutlich auf falsche Gedanken. Mit schnellen Schritten setzte sie ihren Weg fort, bis eine Stimme sie stoppte.  Sie gehörte dem Fahrer. >>Ach komm schon ich will doch nur nett sein. So ein kleines Stück. << Da brannten mit einem Mal ihre Sicherungen durch. Was bildete sich dieser Perverse Lüstling ein. Dachte er wirklich allen Ernstes sie hätte seinen Lüsternen Blick nicht gesehen und wie er sich über seine aufgesprungenen Lippen leckte? Auch wenn es eigentlich noch nicht wirklich Zeit war, sie musste handeln. Mit aufgesetztem Lächeln sagte sie >>Warum eigentlich nicht?! << Gute Miene zum Bösen Spiel. Gerade als er ihr den Rücken zuwandte und sich in die Sicherheit seines Autos zurückziehen wollte durchstieß ein Messer erst seinen Nacken und dann seine Kehle. Er sackte zusammen und landete Unsacht auf dem Boden. Tamara packte ihr Wandermesser wieder ein Pflückte ein Schneeglöckchen vom Wegesrand und steckte es in den schnitt. Anklagen blickten seine Augen sie an als er noch am verbluten war. Sie beugte sich etwas hinab und sah ihm direkt in die Augen. >>Und war es das Wert? << Dann nahm sie ihren Weg Richtung schwarzes Moor wieder auf.

 

Der Tote wurde am nächsten Tag von einem Radfahrer gefunden.

 

 

 

…..und wieder wurde ein Opfer des Frühjahresmörders gefunden. Es handelte sich auch in diesem Fall um einen Verurteilten Straftäter. Balduin Heinz wurde wegen Missbrauchs an drei Frauen verurteilt, kam aber wegen guter Führung bereits im letzten Jahr auf freien Fuß. Rätselhaft ist nur dass er dieses Mal in derselben Gegend und in so kurzen Abständen Mordete. Experten sind der Meinung dass es sich eventuell um einen Trittbrettfahrer handeln könnte. Bitte bleiben sie Vorsichtig, achten sie darauf niemals alleine Unterwegs zu sein und sollten sie etwas bemerken wenden sie sich umgehend an die 110 oder die Polizeiinspektion Fulda.

Tamara legte ihr Tablett beiseite und lehnte sich zurück. Der Frühling bringt Neuerung. Er steht für Neubeginn. Säuberung. Frühjahrsputz. Diese Zeilen schrien sie unter ihrem letzten Wandereintrag. Dann Nahm sie den Krimi zur Hand und las ein wenig.

 

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